Eine wichtige Rolle spielt beim Erlernen des Klarträumens das Erkennen bizarrer Traumelemente in unseren Träumen. Denn genau anhand dieser verrückten, merkwürdigen, phantastischen oder unmöglichen Szenerien, Personen, Handlungen oder Gedanken kann man IM TRAUM erkennen, dass man träumt.........
Die meisten Methoden zum Erlangen von luziden Träumen basieren auf:
1. Autosuggestionen vor dem Einschlafen:
- "Das nächste Mal, wenn ich träume, werde ich erkennen, dass ich träume"!
- "Das nächste Mal, wenn ich träume, werde ich daran denken, zu erkennen, dass ich träume"!
- "Ich will luzide träumen"! / "Ich will klarträumen"!
- "Das nächste Mal, wenn ich von ..xy.. träume, werde ich erkennen, dass ich träume"! (Traumzeichen bzw. häufig wiederkehrende Trauminhalte, Traumelemente oder Traumpersonen erkennen).
2. "Realitätstests" im Wachen und im Traum:
- Sich im Alltag 10 – 20 x pro Tag selbstkritisch fragen: "Träume ich oder nicht"? "Ist dies ein Traum"? "Wach ich oder träum ich"? „Wo bin ich“? „Was mache ich hier“? „Was war vorher“? (In unseren Träumen fehlt immer die zeitliche Kontinuität bzw. unsere Träume beginnen immer abrupt ohne jeden Zusammenhang zu einer linearen Vergangenheit an einem meistens unbekannten Ort und unsere Traumhandlungen ergeben in der Regel keinen Sinn). Ein weiterer guter Realitätstest: In die Luft springen - wenn Du fliegen kannst, träumst Du! ☺
Alternativ: versuchen etwas zu lesen oder auf eine Uhr schauen: im Traum verschwimmt die Schrift / Zahlen immer!
Eine weitere bewährte Methode ist, nach 4 – 6h Schlaf für eine Weile aufzustehen, 20 – 30 Min. zu meditieren, lesen oder sich sonst irgendwie ruhig zu beschäftigen und dann weiter zu schlafen. Diese Methode ist bekannt unter der Bezeichnung "Wake Back To Bed / WBTB". Dies führt zu deutlich mehr luziden Träumen.
Hypnose wird ebenfalls oft verwendet. Es gibt etliche Gratis-Apps für Smartphones. Meiner Meinung nach sind diese fast immer zu lang (25-35 Min.) und mit zu lauter Musik untermalt. Die Länge der Hypnose und zu laute Musik stören den natürlichen Einschlafprozess. Die meisten Menschen schlafen nämlich normalerweise innert 5-15 Min. ein. Auch zielen diese hypnotischen Induktionen des luziden Träumens auf ein "kontrollieren, steuern und manipulieren" der Träume ab. Dies grenzt jedoch an eine Hybris: Ist das Unbewusste doch per Definition unkontrollierbar – und alle Träume haben ihren Ursprung in den Tiefen des Unterbewusstseins. Als luzide Träumer sind wir lediglich bewusste Beobachter!
Hier eine kurze, entspannende, klar strukturierte Hypnose ohne willentlich kontrollierende Suggestionen zum Downloaden. Vor dem Einschlafen oder nachts, wenn man mal erwacht, hören. Ziel ist eine natürliche, spontan auftretende, bewusste Wahrnehmung im Traum. Viel Spass!
Sehr beliebt ist auch die Schlafmaske von
sleepwithremee.com. Diese ist jedoch nicht zu empfehlen wegen fehlender REM-Detektoren. Die Schlafmaske kann keine Traumphasen erkennen, sondern gibt einfach in bestimmten Zeitabständen Lichtsignale, anhand derer der Träumer theoretisch erkennen sollte, dass er träumt. Zufällige Lichtsignale führen aber kaum zu luziden Träumen. Frei im Internet verfügbar sind zudem „binaural beats“. Vor forcierter Manipulation des Nervensystems mit „binaural beats“ ist zu warnen: Schwindel, Uebelkeit, Kopfschmerzen und sogar epileptische Anfälle können die Folge sein..
Kritik an der Klartraum-Induktionsmethode nach Tholey:
Der Tholey’sche Ansatz beruht ja auf Realitätstests, die im Wachen im Alltag gemacht werden. Dabei wird die entscheidende Frage gestellt, ob man träume oder nicht, um den eigenen Bewusstseinszustand kritisch zu hinterfragen. Die korrekte Antwort im Wachzustand wäre eigentlich eine Verneinung. (Träume ich? Nein, dies ist kein Traum!). Ich behaupte nun, dass diese implizite Verneinung bei leichtsuggestiblen Personen zu einer unerwünschten, klartraumverhindernden Konditionierung führt. Je öfter so Realitätstests durchgeführt werden, desto mehr prägt sich unbewusst automatisch ein, dass man nicht träumt.
Deshalb bevorzuge ich einen von Stephen LaBerge präsentierten alternativen "Realitätstest", welcher sich an neurowissenschaftlichen Erkenntnissen orientiert. Unsere Wahrnehmung ist subjektiv und relativ. D.h., dass unsere Wahrnehmung das Resultat einer inneren Verarbeitung im Hirn ist. Reize aus der Umwelt werden zuerst unbewusst von primären Hirnstrukturen erfasst und ganz grob auf ihre Wichtigkeit / Gefährlichkeit hin analysiert. Das Signal wird an verschiedene andere Hirnstrukturen weitergeleitet. Z.B. wird ein Reiz mit dem Langzeitgedächtnis abgeglichen oder Hirnstrukturen für emotionale Reaktionen werden aktiviert. Je nach dem werden dann motorische Reflexe aktiviert oder nicht. (Fight- oder Flight-Reaktion). Auch diese werden noch praktisch unbewusst gesteuert. Danach erst werden wir uns eines Objektes oder Vorgangs wirklich bewusst. Unsere Wahrnehmung wird deshalb immer von uns selbst konstruiert, da Erinnerungen, Emotionen, Konditionierungen und Glaubenssätze sehr starke Filter sind, welche eine "objektive Wahrnehmung" im Extremfall sogar gänzlich verhindern– zumindest jedoch stark verzerren können. Die Selbstkonstruktion unserer Realität ("unserer" im wahrsten subjektiven Sinne des Wortes) geht so weit, dass Prof. Tononi, Psychiater und Neurowissenschaftler, es so auf den Punkt bringt: Zitat: "Wir träumen eigentlich immer"! (... im Schlafen wie auch im Wachen...).
Genau an dieser Erkenntnis setzt der alternative "Realitätstest" von LaBerge an, welcher besser gesagt eine "Realitätserkenntnis bzw. Wahrnehmungserkenntnis" ist: wir "erträumen" unsere Realität. LaBerge’s Vorschlag ist, sich im Alltag bewusst zu werden, dass wir träumen! Im Alltag immer wieder meditativ innhalten und erkennen: "Ich träume“! Langsam innerlich wie eine Autosuggestion wiederholen: „Ich träume“. Oder: „Ich erkenne meine Träume“! Dies auch einige Minuten ganz entspannt vor dem Einschlafen praktizieren. (Meditationsanweisung aus dem tibetischen Lehrtext „Tsongkhapa’s Six Yogas of Naropa“). Schamanen, Yogis und Buddhisten haben genau das – unter anderen ihnen zur Verfügung stehenden kulturellen und phänomenologischen Prämissen – auch schon postuliert. Wir träumen also immer – im Alltag – wie auch im Schlaf. Gut nachvollziehen kann das jeder, der einmal seine Gedanken beobachtet. Wir hängen sehr oft ganz versunken unseren Gedanken nach – ohne, dass wir uns dessen wirklich bewusst sind. Auch deshalb scheint z.B. Achtsamkeitsmeditation einen klartraumstimulierenden Effekt zu haben. Bei der Achtsamkeitsmeditation beobachtet man bewusst seine Gedanken – ohne diesen dann aber weiter zu folgen – lässt sie wieder los – und wendet sich wieder ganz dem Moment im Hier und Jetzt zu. Brigitte Holzinger führte während Ihrer Klartraumseminare regelmässig frühmorgendliche Meditationen durch. Danach gingen die Teilnehmer wieder Schlafen – und erlebten gehäuft luzide Träume. Auch andere Autoren haben diese Erfahrung in Ihren Büchern geschildert.
Dieser Ansatz luzide zu werden, basierend auf der Kontinuitätshypothese, scheint mir logischer und nachvollziehbarer zu sein. Die Kontinuitätshypothese besagt, dass wir nachts eher von dem träumen, womit wir uns tagsüber beschäftigen. "Ich träume" sollte also mehr luzide Träume auslösen, als sich zu fragen, ob man träumt – und dann aber zum Schluss kommt, dass man nicht träumt.
Noch ein Hinweis: Alkohol- und Cannabiskonsum führen zu weniger luziden Träumen, da einerseits die REM-Phasen im Schlaf verkürzt werden und andererseits Wahrnehmung und kritisches Denken beeinträchtigt sind.